IMMERSIV ist das Thema dieser Ausgabe. In Mailand hörte man den Begriff überall. Er beschreibt das Erlebnis, in eine Umgebung vollständig abzutauchen, oft mit Hilfe neuer Medien, doch genauso durch die Gestaltung der physischen Umgebung. Unser Magazin ist voller entsprechender Storys. Beispielsweise über den Auftritt von Range Rover (Seite 154-155). Zwischen alten Palazzi hatte die Automarke eine Box aufgestellt, deren Interieur uns in die Seventies zurückversetzte. Das betraf selbst die Frisuren und Outfits des „Verkaufspersonals“. In einem anschließenden Raum war dann das neueste Modell zu bestaunen. Sensationell. Nutzen Sie bitte den QR-Code auf der Seite. Er transportiert sie durch die Ausstellung. Wir freuen uns natürlich, dass wir mit unserem Thema, das bereits Mitte 2024 gesetzt wurde, ins Schwarze getroffen haben.
GOOD DESIGN INTRODIE
GOOD DESIGN INTRODIE BATTERYViele bekannte Klassiker der Moderne sind am legendären Bauhaus entstandenoder mindestens 50 Jahre alt. Unsere Expertin Barbara Friedrich erklärtin ihren Exkursen jüngere Einrichtungsgegenstände zu Ikonen des Designs.Gibt es eigentlich noch Tische, die heutzutage nichtvon einer mobilen LED-Lampe erhellt werden? Ob imRestaurant, in der Außengastronomie oder im privatenInterieur – überall werden einem, sobald es dämmert,diese kabellosen, aufladbaren Lichtspender vor dieNase gestellt. Und leider sind es nicht immer Modellewie die charmante „Battery“ von Ferruccio Laviani fürdie italienische Kultmarke Kartell, die ich diesmal adelnmöchte. In der Mehrzahl handelt es sich um uniformeDinger in Unifarben, stilistisch „skandinavisch minimalistisch“gepriesen – was nur als Synonym für „schönbillig“ taugt. Der Materialwert ist jedenfalls minimal.Im Internet überschlagen sich ihre Anbieter mit Dumping-Preisen.Egal, wie die angegebene „Marke“ heißt:Provenienz ist in der Regel China, vertrieben wird voneiner europäischen Händleradresse. Falls die gelieferteWare nicht konveniert oder funktioniert, darf der Kundesie selbstredend zurückschicken. Manches sogar an einechinesische Adresse! So steht’s im Kleingedruckten. DerVersand kostet dann ein Vielfaches des Einkaufspreises.Verärgert – auch über die eigene Dummheit – wirddann gleich entsorgt. Nachhaltigkeit lässt grüßen.Dagegen ist die „Battery“ ein wirkliches „Must-Have-Objekt“: formal und technisch innovativ, einzigartig,nachhaltig produziert und kreislauffähig. Das Material,ein transparenter thermischer Kunststoff, auch alsPlexiglas bekannt, lässt sich einschmelzen – und fürneue Produkte verwenden. Gutes Design at it’s best.Produziert wird sie von Kartell, dem 1949 von GiulioCastelli gegründeten Unternehmen, das für seine Plastik-und Plexiglas-Möbel bekannt ist. 1988 übernimmtdie Führung des Unternehmens Claudio Luti, vorher Managerim Modeimperium Versace – und Schwiegersohnvon Giulio und Anna Castelli. Ihm gelingt es, Kartell zurAvantgarde-Marke auszubauen. Aus dem früher verrufenenMaterial Acryl wird unter seiner Regie durch technologischeWeiterentwicklung ein nachhaltiger, recycelbarerGrundstoff für die typischen Kartell-Produkte.Seit 2015 im Handel, bekam die Battery zum zehnjährigenJubiläum nicht nur eine leistungsstärkere Batterie,die voll geladen über 14 Stunden Licht spenden soll,wird komplett aus recyceltem Material mit dem Label„Second Life Plastic“ hergestellt – und glänzt in neuenFarben. In Pastellrosa, Mintgrün, Hellorange und Himmelblauwerfen die handlich mobilen Lichter auch dekorativeSchatten auf die jeweilige Standfläche. Genausowie ihre transparenten Vorläufermodelle in Kristall,Bernstein, Blau, Grau, Grün oder Pflaume, die weiterhinauf dem Markt sind.Entworfen hat die Battery-Kollektion Ferruccio Laviani(65). Er hat Architektur am Politecnico Milanostudiert, unter anderen bei den legendären italienischenMaestri Achille Castiglioni und Marco Zanuso.Was einer Adelung in der Designszene gleichkommt.Sein dekorativer Entwurf einer kabellosen Tischleuchteist ein erklärter Gegenentwurf zu den eingangs beschriebenenseelenlosen Massenprodukten. Bei einemStückpreis ab 200 Euro ist sie ein weltweiter Bestsellerfür Kartell – und deshalb auch im Visier von Kopisten.Aber bitte: Nur das Original macht glücklich! ☐kartell.com, laviani.com28
