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GOODLIFE_Wohndesign No. 187 3_2025 (ABO)

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IMMERSIV ist das Thema dieser Ausgabe. In Mailand hörte man den Begriff überall. Er beschreibt das Erlebnis, in eine Umgebung vollständig abzutauchen, oft mit Hilfe neuer Medien, doch genauso durch die Gestaltung der physischen Umgebung. Unser Magazin ist voller entsprechender Storys. Beispielsweise über den Auftritt von Range Rover (Seite 154-155). Zwischen alten Palazzi hatte die Automarke eine Box aufgestellt, deren Interieur uns in die Seventies zurückversetzte. Das betraf selbst die Frisuren und Outfits des „Verkaufspersonals“. In einem anschließenden Raum war dann das neueste Modell zu bestaunen. Sensationell. Nutzen Sie bitte den QR-Code auf der Seite. Er transportiert sie durch die Ausstellung. Wir freuen uns natürlich, dass wir mit unserem Thema, das bereits Mitte 2024 gesetzt wurde, ins Schwarze getroffen haben.

GOOD GUYS MODEwie

GOOD GUYS MODEwie „Brigitte“, „Stern“, „Constanze“ oder international fürdie „Vogue“ und „Harper‘s Bazaar“ arbeitete. „Bekanntsind Helmut Newton und F.C. Gundlach als deutscheModefotografen, aber es gibt in der zweiten Hälfte des20. Jahrhunderts noch viele mehr. Puhlmanns Werk zuzeigen, ermöglicht nicht nur die Mode zu thematisieren,die sich über die vier Jahrzehnte sehr verändert hat. Esist spannend zu verfolgen, wie sich das Frauen- und Männerbildwandelte, die Mimik und die Gestik der Models,die Geschichten, die über ein Modefoto erzählt werden,das Layout der Modemagazine.“Puhlmann startete seine Karriere in seiner GeburtsstadtBerlin, in der nach dem Zweiten Weltkrieg der „BerlinerChic“ einen neuen Höhepunkt erreichte. Berühmt gewordenwar er erstmals in den Zwanzigerjahren. Auseinem Artikel im Katalog zur Ausstellung ist zu erfahren,dass Damenoberbekleidung (kurz DOB) aus Westberlindurchaus der Pariser Haute Couture ebenbürtig war.Das Foto rechts zeigt Brigitta (Gitta) Schilling in einemhellbeigen Kaschmirmantel mit passendem Gürtel undhellem Nerzkragen von Gehringer & Glupp aus dem Jahr1959. Erschienen in der französischen „Vogue“ in demArtikel „Shopping en Allemagne. Aux quatre coins duprêt-a-porter“ – geschossen von Puhlmann, der Mitteder 1950er-Jahre sein Business gestartet hatte. Eine unglaublicheÄra. Es gab jede Menge toller Modehäuser wieUli Richter, Modellhaus Schwabe, Hermann Schwichtenbergund Staebe-Seger, um nur die Spitze zu nennen. Sieproduzierten für die Politprominenz und weibliche Angehörigeder Besatzungsmächte und – wie der DesignerHeinz Oestergaard berichtete –, für „Damen des amüsantenGewerbes“, die sich den Luxus leisten konnten.Mit einem Jahresumsatz von einer knappen MilliardeD-Mark war die DOB in der ersten Hälfte der 1960er-Jahre drittgrößter Industriezweig der Stadt. Rund 450Konfektionsbetriebe mit etwa 60.000 Beschäftigtenwaren im DOB-Verband organisiert. Berlin war der größteProduktionsstandort von Kleidung in Europa und derzweite weltweit nach New York. Nationale und internationaleEinkäuferinnen und Einkäufer kamen seit den50er-Jahren regelmäßig zweimal jährlich an die Spree zueiner Verkaufsmesse, kurz „Berliner Durchreise“ genannt.Einige der „Durchreise“-Tage liefen parallel zu den Filmfestspielen.Was für ein Glamour!Mitte der Fifties wurde das „Zentrum am Zoo“, heute„Bikini Berlin“, nach Plänen der Architekten Schwebesund Schoszberger zum Hotspot. Weitere NeubautenWer hat behauptet, Frauen können nicht einparken? Puhlmannliefert den Gegenbeweis. Aufnahmen wie diese dokumentieren den„Berliner Chic“ der Fifties: hochmodisch, fein, Paris ebenbürtig.38

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